Rund 1.100 Teilnehmende haben über den Tag verteilt am Freitag, 14. Juni, beim 1. Aktionstag „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ mitgemacht. Es gab Aktionen an Schulen, der Universität Duisburg-Essen und eine Demokratiekonferenz auf PACT Zollverein.
Der Aktionstag beinhaltete ergänzend zum Programm auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein unter anderem eine Kindervorlesung an der Universität Duisburg-Essen zum Thema „Demokratie & Du – Politik im Fokus“, an der 220 Grundschulkinder teilnahmen. Auch ein „Demokratie“-Planspiel absolvierte eine Schulklasse an der eigenen Schule. Bei der Demokratiekonferenz kamen dann Menschen unterschiedlichster Altersgruppen aus vielen Essener Stadtteilen, Vereinen und Gemeinschaften zusammen. Sie konnten Eindrücke aus 40 Workshops und Dialoggruppen, bei Vorträgen, auf dem Markt der Möglichkeiten und von dem Abschlusskonzert mitnehmen. Die Teilnehmenden sind miteinander in den Dialog gekommen und setzten gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches Miteinander.
„Unsere Demokratie muss jeden Tag neu mit Leben gefüllt werden. Sie braucht Menschen, die sich für sie einsetzen, sie leben, erhalten und gestalten wollen. Demokratie lebt vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Ich bin stolz, dass dieses Engagement in Essen groß ist. Ohne dieses Engagement wäre auch die heutige Veranstaltung und die Demokratiekonferenz nicht möglich gewesen. Wir wollen gerade in der aktuellen, angespannten Lage gemeinsam ein Zeichen setzen und den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft stärken“, so Oberbürgermeister Thomas Kufen. „Mein herzlicher Dank geht an alle Referentinnen und Referenten, Sponsorinnen und Sponsoren und alle weiteren Beteiligten und Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen. Es wurden beste Voraussetzungen geschaffen, um über diesen Tag hinaus Impulse für die Stadtgesellschaft zu setzen. Schließlich ist Demokratie das, was wir daraus machen!“
Themen und Beratungsangebote
Die Bandbreite der behandelten Themen bei der Demokratiekonferenz reichte von Antisemitismus und anti-muslimischen Rassismus an Schulen, in den Medien und in der Sprache über die aktuellen Erscheinungsformen des Rechtextremismus in Essen bis hin zur Demokratiebildung. Verschwörungstheorien wurden analysiert und es wurde unter anderem über Hate Speech im Netz – und was dagegen unternommen werden kann – gesprochen. Neben den vielfältigen Workshops gab es Dialoggruppen, in denen in kleiner Runde die Themen angesprochen werden konnten, die die Teilnehmenden bewegten. Auf dem Markt der Möglichkeiten haben unterschiedliche Essener Projekte und regionale Initiativen, die sich tagtäglich für ein friedliches Miteinander einsetzen, Best-Practice-Beispiele und ihre Beratungsangebote vorgestellt.
Demokratiekonferenz: Vorträge, Diskussion und Dialog
230 Schüler*innen starteten am Morgen auf PACT Zollverein mit einem Vortrag von Rafid Kabir. Der 21-jährige Content Creator sprach von seinen Erfahrungen in den Sozialen Medien und appellierte, die freiheitliche Demokratie zu wahren und sich als zu beteiligten. Danach besuchten die Schulklassen verschiedene Workshops. Im Laufe des Tages starteten dann die Angebote für Fachkräfte, Multiplikatorinnen*Multiplikatoren und alle Interessierten. Prof. Dr. Karim Fereidooni referierte zum Thema „Antimuslimischer Rassismus. Eine deutsche Bilanz“ und forderte Gelegenheiten, bei denen Menschen aus verschiedenen Communities die Lebensrealitäten der „anderen“ kennenlernen können.
Der Gründer des Recherchenetzwerks Correctiv, David Schraven, sprach sich dafür aus, die Demokratie wehrhaft zu verteidigen: „Wichtig sind Aufklärung, Information, Beteiligung – und Mut, sich Konflikten zu stellen und hinzuschauen, was die Menschen bewegt.“ Beiträge mit Inhalten gruppenbezogener Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit in sozialen Medien würden sehr schnell viral gehen und benötigen staatliche Regulierung und Verpflichtungen. Jörg Rensmann, Projektleiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in NRW (RIAS) stellte Erkenntnisse aus dem neuen RIAS-Jahresbericht vor: „Antisemitismus betrifft alle Milieus und ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.“ Dem sei mithilfe didaktischer, faktenbasierter Maßnahmen beizukommen.
Zusammenfassung und Ausblick
Am Abend wurde in einem Abschlussplenum mit Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichsvorstand für Jugend, Bildung und Kultur, Dr. Diana Matut, Leiterin Alte Synagoge Essen, Marion Greve, Superintendentin des Kirchenkreises Essen und Sprecherin der Essener Allianz für Weltoffenheit, sowie Dr. Christian Drepper, E.ON SE, der Tag im Plenum zusammengefasst und mit allen Anwesenden reflektiert.
Muchtar Al Ghusain bedankte sich für die ernsthaften Dialoge in den Workshops und Dialoggruppen: „Ich freue mich, dass unser Konzept aufgegangen ist, zahlreiche junge und erwachsene Bürgerinnen und Bürger aus den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zur Teilnahme zu motivieren.“ Marion Greve wies auf die riesigen Herausforderungen für unsere Demokratie von innen und außen hin, der sich die Allianz für Weltoffenheit auch stellen müsse und warb um Solidarität untereinander. Mehr Räume für Begegnung und offene Türen wünschte sich Dr. Diana Matut, die weiter mit ihrem Team im Rahmen der Bildungsarbeit die jüdische Kultur in die Stadt tragen will. Dr. Christian Drepper verwies darauf, dass Unternehmen Labore für Demokratie seien: Bildung, Offenheit für Integration und Begegnung finde am Arbeitsplatz statt. Respekt füreinander sei Grundlage von Demokratie, gemeinsames Tun sei Grundlage für Respekt.
Der Aktionstag bildete den Auftakt zu einem systematischeren Dialog und zur Weiterführung der Aktion „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“. Anregungen der Teilnehmenden für künftige Veranstaltungen, wie die Einbindung anderer Diversity-Perspektiven, wurden aufgenommen. Den Abschluss der Demokratiekonferenz bildete das Konzert der israelisch-iranischen Gruppe SISTANAGILA mit der Künstlerin Nora Thiele.
Initiiert hat diesen Tag der Zusammenschluss der Stadt Essen mit der Essener Allianz für Weltoffenheit sowie PACT Zollverein, mit Unterstützung der E.ON SE. Damit wurde der Startschuss für ein nachhaltiges Aktionsprogramm gegeben. Ziel der Initiative ist es, den Zusammenhalt in der Stadt zu stärken und gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches Miteinander zu setzten.
Weitere Informationen zu der Initiative „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ finden Interessierte unter: www.essen.de/wir-alle-sind-essen.
Herausgegeben von:
Stadt Essen
Presse- und Kommunikationsamt