In einer Zeit, in der Grundwerte der Demokratie zunehmend herausgefordert werden, ist es entscheidend sich gemeinsam für demokratische Werte einzusetzen. Deshalb sind wir gerne Kooperationspartner der Initiative „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ der Stadt Essen. Dabei leitet uns das Ziel, den Dialog in der Stadtgesellschaft zu fördern und damit den Zusammenhalt zu stärken.
Mit Blick auf den 80. Jahrestag des Kriegsendes in Deutschland und der Befreiung durch die Alliierten am 8. Mai wollen wir in den kommenden Wochen und Monaten alle gemeinsam den Fokus auf „80 Jahre Frieden in Deutschland“ legen. Geplant ist eine Vielzahl von Angeboten – darunter Workshops für Schüler*innen, Dialogformate für Bürger*innen und Vorträge, eine zentrale Gedenkveranstaltung und ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Erlöserkirche. Ziel ist es, möglichst viele Essener*innen zu erreichen und einzubeziehen.
In den Monaten April bis Juni 2025 fördern wir gemeinsam mit vielen Essener Akteurinnen*Akteuren den Austausch über das Thema und setzen Impulse. Geplant sind:
Vorträge und Filmvorführungen
— Am 11. April, 18:00 bis 19:30 Uhr, wird Dr. Klaus Wisotzky in der Volkshochschule, Burgplatz 1, 45127 Essen, über das Kriegsende 1945 in unserer Stadt referieren.
— Am 7. Mai wird der Film „Verlorener Stern – Ein Film gegen das Vergessen“ im Filmkunstkino Eulenspiegel, Steeler Straße 208, 45138 Essen gezeigt.
— Am 17. Juni findet die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Mein Vater“ in der Marktkirche, Markt 2, 45127 Essen, statt. Pfarrerin Elisabeth Müller aus Haarzopf berichtet über ihren Vater, dessen Leben durch seine Zeit als Soldat in der Wehrmacht von April 1944 bis Januar 1945 massiv belastet, wenn nicht gar zerstört wurde. Es geht um die Folgen, die diese Erlebnisse für nachfolgende Generationen haben können. Und ganz praktisch darum, welche Möglichkeiten es heute gibt, mehr über das Schicksal von Vätern und Großvätern herauszufinden, die Soldat waren. Eintritt frei.
Ökumenische Banner- und Postkartenkampagne der Essener Kirchen
Ob wir selbst zum Frieden im Großen wie im Kleinen beitragen können und wollen – oder ob wir uns nicht einfach ins überschaubare Private zurückziehen sollten – diese Fragen begegnen uns bei vielen Mitmenschen. Große Teile unserer Gesellschaft konsumieren keine Nachrichten mehr, andere vertrauen nur noch „alternativen“ Medien; das Zutrauen in die Kraft der eigenen Mitwirkung ist zumindest brüchig und sehr unterschiedlich verteilt. „Lasst mich damit in Ruhe“, mit der Welt, den Problemen – das ist eine beliebte und verlockende Haltung.
Die ökumenische Kampagne „Lasst uns in Frieden:“ lädt Kirchengemeinden, kirchliche Dienste und Einrichtungen ein, diese Spannung in positiv-irritierender Weise aufzugreifen. Aus dem Stör-mich-nicht-Aufruf „Lasst uns in Frieden!“ machen wir – mit Doppelpunkt statt Ausrufezeichen – eine Einladung zum friedlichen Tätig-Werden. Also „Lasst uns in Frieden: _______“ – … gärtnern, singen, hoffen, diskutieren, beten, feiern und so vieles mehr.
Es ist dieser kleine Unterschied (der Satzzeichen), den wir als Gedankenanstoß in unsere Stadt hinaustragen wollen. Auch wir machen mit unserem alltäglichen Handeln kleine Unterschiede. Jede*r bei sich kann „in Frieden“ leben, mit für ein friedliches Miteinander sorgen. Elemente der Kampagne sind:
— Banner an und auf Kirchen, Gebäuden, Einrichtungen
— Postkarten, die in kirchlichen Gebäuden ausgelegt oder weitergegeben werden
— Gottesdienste, Andachten und viele weitere Veranstaltungen
— digitale und gedruckte Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit
Ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken und zur Erinnerung
Die Essener Kirchen sehen sich in der Verantwortung, an das schlimme Kriegsgeschehen zu erinnern und der zahllosen Opfer der nationalistischen Gewaltherrschaft zu gedenken. Gleichzeitig wollen sie den Frieden würdigen, der seitdem in Deutschland herrscht, und der eine Voraussetzung dafür ist, dass das Zusammenleben in unserer Stadt gelingt.
Aus diesem Anlass laden die Kirchen ein zu einem Ökumenischen Gottesdienst am 7. Mai um 18.00 Uhr in die Erlöserkirche, Friedrichstraße 17, 45128 Essen. Die Leitung übernehmen Superintendentin Marion Greve und Stadtdechant Jürgen Schmidt. Oberbürgermeister Thomas Kufen und Pfarrer em. Fritz Pahlke, Vorsitzender der ACK Essen, sprechen Fürbitten. Wolf Codera (Saxophon) und Stephan Peller (Orgel) gestalten die Feier musikalisch. Wir freuen uns über alle, die diesen Gottesdienst mit uns feiern!
Offizielle Gedenkveranstaltung
Am 8. Mai 2025, 18:00 bis 21:30 Uhr, wird in einer offiziellen Veranstaltung der Befreiung Deutschlands gedacht. Als Hauptredner spricht Prof. Heribert Prantl über das Thema: „Der Krieg ist verboten!… wenn das nur so einfach wäre. Gedanken am 8. Mai 2025, achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Wie man den Frieden gewinnt und wie Entfeindung gelingt. Warum wir den Hass, die Gewalt und den Krieg gründlich verlernen müssen. Und warum wir eine gute Friedensbewegung, eine neue Entspannungspolitik und keinen dritten Weltkrieg brauchen.“
Anschließend folgt ein Podiumsgespräch mit Aslı Sevindim, Abteilungsleiterin der Abteilung Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Generalvikar Klaus Pfeffer, Bistum Essen, und Muchtar Al Ghusain, Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen. Zum Abschluss wird es bei einem zwanglosen Empfang die Möglichkeit für einen individuellen Austausch geben.
Tag der Essener Schülerinnen und Schüler
Am 9. Mai, in der Zeit von 9:00 bis 14:00 Uhr, beschäftigen sich Schüler*innen in altersgerechten Formaten mit Themen wie Frieden, Krieg, Flucht, Freiheit, Unfreiheit, Befreiung, Grundrechte, Demokratie. Ab der 8. Klasse können Jugendliche Workshops und Dialoggruppen im Rathaus und in Institutionen in der Innenstadt besuchen.
Für Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren wird es von 09:00 bis 10:00 Uhr eine Kindervorlesung zum Thema „Warum brauchen Kinder Demokratie?“ im Audimax der Universität Duisburg-Essen geben.
Essen Original: Menschenrechts-, Friedens-, Freiheitslieder und -texte
Am 10. Mai wird nachmittags (15:00 bis 17:00 Uhr) im Rahmen von Essen Original der Burgplatz mit Menschenrechts-, Friedens- und Freiheitsliedern/ -texten sowie den Beiträgen verschiedener beteiligter Akteurinnen*Akteure bespielt. Höhepunkt ist ein gemeinsames Singen unter dem Motto „Sing for Peace“, an dem sich Chöre, Gruppen und Ensembles, aber auch einzelne Bürger*innen beteiligen können.
Musik & Kultur
— Unter der Überschrift „Der Friede ist der Ernstfall“ lädt der Friedenskreis im Forum Billebrinkhöhe am 10. Mai um 19.00 Uhr zu einem Abend mit Erich Schaffner in die Räume an der Billebrinkhöhe 72 in Bergerhausen ein. Erich Schaffner fordert dazu auf, Frieden nicht allein als Abwesenheit von Krieg zu betrachten, sondern als aktive Aufgabe, die uns alle betrifft. Zwischen bissigen Satiren und bewegender Poesie von Tucholsky, Kästner, Brecht, Karl Valentin und anderen wird deutlich, dass Frieden kein Zufall ist – sondern eine Entscheidung. Am Klavier begleitet Georg Klemp die Veranstaltung. Der Eintritt ist frei; eine Spende ist willkommen.
— Am 11. Mai erklingt um 16.30 Uhr in der Gnadenkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede, Pfarrstraße 10, 45357 Essen, das Friedens-Oratorium „Ein himmlisches Experiment“ für Chor, Solisten, Klavier und Sprecher. Ausführende sind der Singkreis Gnadenkirche und Gäste; die musikalische Leitung haben Dr. Andrea Vierle und Matthias Michalek. Der Eintritt ist frei; eine Kollekte ist gern gesehen.
— „Klage des Friedens“ – Bilder, Texte und Töne, die berühren und inspirieren: Diese Veranstaltung des Friedenskreises im Forum Billebrinkhöhe, Billebrinkhöhe 72 in Bergerhausen, am 19. Mai um 19.00 Uhr verbindet Kunst, Musik und Literatur zu einem eindrucksvollen Plädoyer für den Frieden. Scharfe Texte aus der Querela Pacis des Erasmus von Rotterdam verbinden sich mit ausdrucksstarken Bildern von Otto Pankok in der Ausstellung und einfühlsamer Musik der Klarinette. Der Ruf des „ersten Europäers“ nach einem „Völkerbund“ zur Sicherung des Friedens ist in der EU und in der UNO immerhin ansatzweise, aber noch unzureichend verwirklicht. Die multimediale Inszenierung lädt ein, die zeitlose Vision des Friedens neu zu entdecken und ihre weitere Umsetzung zu bedenken.
Fortbildung für Lehrkräfte aus der Primarstufe
Die Fortbildung „Nie wieder ist jetzt! Erinnern an Nationalsozialismus und Shoah im Religionsunterricht der Grundschule, aber wie?“ am Donnerstag, 15. Mai, von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr im Haus der Evangelischen Kirche, III. Hagen 39, 45127 Essen, richtet sich an Lehrkräfte aus der Primarstufe (Grund- und Förderschule).
Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit ein paar grundsätzlichen Überlegungen und der Vorstellung verschiedener didaktischer Zugänge – mit dem Ziel, Erinnerungslernen bei diesem schwierigen Stück Geschichte in der Grundschule zu ermöglichen. Veranstalter ist das Evangelische Schulreferat MEO für Mülheim, Essen und Oberhausen.
Dialogveranstaltungen: Lasst uns reden!
Unter dem Motto „Lasst uns reden!“ planen die Veranstalter Dialogtage an unterschiedlichen Orten im Essener Stadtgebiet. Bürger*innen – von Jung bis Alt, aus dem Norden und Süden Essens – begegnen sich dort und kommen miteinander über ihre unterschiedlichen Haltungen und Ansichten ins Gespräch und in den Austausch. Verabredet sind Dialogveranstaltungen auf dem Baldeneysee (17. Mai, 11.00 bis 15.00 Uhr), in der Ruhrbahn (24. Mai, 12.00 bis 15.00 Uhr) und im Stadion an der Hafenstraße (14. Juni, 13.00 bis 17.00 Uhr). Infos zur Anmeldung folgen.
Dialogveranstaltungen: Das Ruhrgebiet spricht
Unter dem Motto „Das Ruhrgebiet spricht“ kommen vor den NRW-Kommunalwahlen 2025 am 22., 23. und 24. August Menschen in Vieraugen-Gesprächen zusammen, die die Grenzen unserer persönlichen und politischen Überzeugungen überschreiten. Zentrale Innenstadtplätze der vier größten Ruhrgebietsstädte Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen machen wir damit zu strahlenden #Verständigungsorten.
„Das Ruhrgebiet spricht“ ist eine Adaption des erfolgreichen Formats „Deutschland spricht“ der ZEIT Verlagsgruppe. Teilnehmer:innen beantworten dabei vorab Fragen zu aktuellen lebensrelevanten und politischen Themen. Die Software nutzt ein Algorithmus gestütztes Matching, um Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu verbinden. Am Aktionstag kommen so je zwei Personen mit möglichst gegensätzlichen Meinungen für ein Gespräch zusammen. Die Eins-zu-Eins-Gespräche dauern etwa 60 bis 90 Minuten.
Die einmalige Erfahrung liegt darin, sich trotz der Differenzen der anderen Meinung zu stellen. Sich auf das Gespräch einzulassen, ist gelebte Kultur des Friedens und Ausdruck unserer demokratischen Haltung. Eingeladen sind Einzelpersonen, Schulen, Unternehmen und Organisationen aus unserer gesamten Region – alle, die daran mitwirken wollen, dass „das Ruhrgebiet spricht“.
Die Veranstaltung in Essen findet am Freitag, 22. August 2025, um ca. 16.00 Uhr (Uhrzeit tbc.) auf dem Platz vor der Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel, 45127 Essen, statt. Internet: www.dasruhrgebietspricht.de.
Zum Hintergrund
In einer Zeit, in der die Grundwerte der Demokratie zunehmend herausgefordert werden, ist es entscheidend, sich gemeinsam für die Stärkung demokratischer Prinzipien einzusetzen – für eine Kultur des Respekts, des Dialogs und der Zusammenarbeit. Diskriminierung und jegliche Form von Menschenfeindlichkeit dürfen in Essen keinen Platz haben.
Nach den terroristischen Angriffen auf Israel durch die Hamas am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza erlebte auch Essen eine Phase der Sprachlosigkeit, insbesondere unter jüdischen und muslimischen Bürger*innen sowie Schüler*innen. Um dieser Sprachlosigkeit entgegenzuwirken, fand am 14. Juni 2024 der erste Aktionstag „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ statt.
Herzstück war die Demokratiekonferenz auf PACT Zollverein, ergänzt durch zahlreiche weitere Aktionen. Rund 1.100 Essener Schüler*innen, Multiplikatorinnen*Multiplikatoren sowie Bürger*innen hatten die Möglichkeit, in Workshops, Dialoggruppen und durch Impuls-Vorträge neue Perspektiven zu gewinnen und in den Dialog zu treten. Die Themen Antisemitismus, anti-muslimischer Rassismus und Rechtsextremismus standen dabei im Mittelpunkt.
Der Leitgedanke „Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander“ wurde bei verschiedenen Veranstaltungen im November weitergetragen. In der Zeit vom 6. bis 17. November 2024 ging es hierbei um die Themen Gedenken, Erinnern und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Das Angebot reichte von interaktiven Formaten über Filmvorführungen für Schüler*innen gegen das Vergessen bis hin zu Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht und dem Volkstrauertag. Im Rahmen der Folkwang Dekade ermöglichte erstmalig das interaktive Format „unterHALTUNG – Lasst uns miteinander über Hürden, Lösungen und Visionen in der kulturellen Bildung sprechen“ den Dialog in 27 Talks an 8 Kulturorten in der nördlichen Innenstadt.